In seinem 1992 erschienenen Buch „Kavalleriepferde beim Hornsignal: Die Krise der Politik im Spiegel der Sprache“ analysiert Erhard Eppler die politische Sprache und deren Einfluss auf die politische Kultur. Er argumentiert, dass die Art und Weise, wie Sprache in der Politik verwendet wird, maßgeblich zur Politikverdrossenheit und zum Aufstieg des Rechtsextremismus beiträgt. Eppler betont, dass Sprache das zentrale Mittel ist, um Zusammenhänge sichtbar zu machen, durch Argumente zu überzeugen und Konsens herzustellen. Daher müsse eine Kritik der gegenwärtigen Politik stets auch eine Kritik der verwendeten Sprache sein. Diese Analyse ist auch 32 Jahre nach dem Erscheinen dieses Buches aktuell und die Brisanz eher gestiegen.
Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Politiker führte der 2019 im Alter von 91 Jahren verstorbene Eppler diese Sprachkritik nicht aus einer rein sprachwissenschaftlichen Perspektive durch, sondern bietet eine anschauliche Darstellung und Kritik der politischen Sprachen. Durch die Analyse einzelner Worte und die Zerlegung typischer Äußerungen von Politikern zeigt er auf, wie vorgefertigte Floskeln – ähnlich wie Kavalleriepferde beim Hornsignal – bereitstehen und, einmal ins politische Gefecht geschickt, Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit von Politikern und Nichtpolitikern untergraben.
Eppler zieht Parallelen zur Sprachmanipulation während des Nationalsozialismus, wie sie im „Wörterbuch des Unmenschen“ von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und W.E. Süskind aufgezeigt wurde. Er warnt vor den Gefahren, die durch eine unreflektierte und manipulative Sprachverwendung entstehen können, und plädiert für einen bewussteren und verantwortungsvolleren Umgang mit Sprache in der Politik. Das Buch ist weiterhin sowohl aktuell als auch lesenswert. Lektüre unbedingt empfohlen.