„Spaltungsdiagnosen sind in den letzten Jahren zu einem Masternarrativ geworden, mit dem sich die Gesellschaft ihren Wandel erzählt“. Damit leiten die Autoren ihr umfangreiches, im September erschienenes Werk ein, um dann auf den 532 Seiten nachzufragen, ob diese „Erzählung“ zutreffend sei. Dies versuchen sie im Rahmen einer großflächigen und empirisch genauen „Vermessung des Zusammenhangs von Ungleichheiten und Einstellungsmustern“ zu ergründen und dabei eine „Kartierung der Lagerung und Dynamik sozialer Konflikte“ zu erstellen.
Dabei untersuchen Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser in ihrem Werk unterschiedliche Szenen der Ungleichheiten und kommen auf Ergebnisse, die die zu Beginn formulierte, gesellschaftliche Erzählung von der polarisierten Gesellschaft in Frage stellen und andere Erklärungen anbieten. Was, wenn die „Mitte der Gesellschaft“ nicht gespalten ist, dafür die Ränder allerdings immer höhere Wellen schlagen. Was, wenn Affekte, Gefühle wirkungsmächtiger sind als soziale Deklassierungen? Das Buch ist mindestens so interessant und lesenswert wie umfangreich.
Also: Von 532 Seiten nicht abschrecken lassen, sondern sich darauf freuen. Wenn auch die Ergebnisse bei weitem nicht so erfreulich sind.
Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft.
Von Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser
Suhrkamp Verlag,
edition suhrkamp 2023,
532 Seiten, 25,70 Euro
Link zum Verlag:
Triggerpunkte. Buch von Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser (Suhrkamp Verlag)