Den aufmerksamen politisch interessierten Lesern im Kreise unserer Newsletter-Abonnenten wird das Buch wahrscheinlich nicht entgangen sein, es wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung am Tag der progressiven Wirtschaftspolitik im Juni mit dem Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet: „Was wir einander schulden“ von Minouche Shafik. Wer es noch nicht gelesen hat, dem sei es hier noch einmal empfohlen. Denn es ist unheimlich gut zu lesen, direkt geschrieben, mit klarer Linie und persönlichem Engagement. Minouche Shafik geht von der Beobachtung aus, dass trotz des gewachsenen Wohlstands die Erwartungen vieler Mitbürger weltweit an das jeweilige Gemeinwesen vielfach enttäuscht werden in Bezug auf die soziale Absicherung sowie die Chancen, über Erwerbsarbeit ein auskömmliches Leben erreichen zu können, sowohl für die Berufstätigen selbst als auch die Kinder und für die Rentner*innen. Sie diskutiert in den unterschiedlichen politischen Themenfeldern, an welchen zentralen Stellen die Ergebnisse der staatlichen Fürsorge unzureichend sind und wo angesetzt werden kann, die Situation zu verbessern. So setzt sie gemeinsame Baustellen einer progressiven Politik international ins Bild, wie sie in Beispielländern unterschiedlich ausfallen und entsprechend auch voneinander gelernt werden kann. Hier noch einmal die Würdigung durch die FES. Shafik thematisiert auch Staatsverschuldung und den hier drohenden Generationenkonflikt – wogegen in Deutschland mit einer Schuldenbremse vorgesorgt werden soll. Im Gesellschaftsvertrag, der den Sozialstaat ideell stützt, geht es jedoch nicht simpel um Sozialausgaben im Sinne der Umverteilung von Geld, sondern auch um gezielte Zukunftsinvestitionen in das Gemeinwesen. Nicht nachhaltiger Konsum und Investitionen müssen vermieden und gleichzeitig muss investiert werden beispielsweise in grüne Technologien, die sie in dem Zusammenhang nennt. Das gilt genauso für Investitionen zum Erhalt von Industrie mit ihrem großen wirtschaftlichen Potenzial, die in der Logik jedoch zweifellos nachhaltig aufgestellt werden muss.
Dr. Indira Dupuis